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Werkgruppe Undefined Growth
Die Werkgruppe «Undefined Growth» wird während den Sommermonaten 2023 im Atelier Nordstrasse ausgestellt. Die Monotypien (70x100cm) bilden Werkentwürfe für begehbare Skulpturen, welche unterschiedliche Pflanzen- und Tierhabitate beherbergen. Die Bilder wurde mit Algenpigmenten und Naturfarben produziert. Atelierbesuche auf Anfrage.
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Künstlerische Intervention Casa Alpina Belvedere
Im Jahr 2021 liess Simon Heusser bei einer amerikanischen Biotec-Firma die erste Kunstdruckfarbe auf Basis von Algenpigmenten mischen. Mit dieser Farbe druckt er seither Monotypien, die wiederum Algen abbilden. Heusser fasziniert die Arbeit mit «lebendiger» Biomasse, die langen Trocknungszeiten und der Geruch von salzigem Meereswasser. Im Verlauf seiner künstlerischen Experimente mit Algen hat sich für ihn auch eine erweiterte Perspektive auf unser Verhältnis zur Natur und deren drastische Veränderungen durch menschliche Eingriffe ergeben. Heusser hat sich zum Beispiel gefragt, ob die «lebende Farbe» mit anderen Pigmenten gemischt werden könnte und wie sie auf Störungen durch chemische Pigmente reagiert. Ist es möglich, die Farbe auch aus einheimischen Algen herzustellen und damit unseren Blick auf die Veränderungen der Algenpopulationen in Schweizer Gewässern zurichten?
In diesem kreativen Schaffensprozess entstanden gross- und mittelformatige Algenmonotypien und es formte sich ein Pflanzenherbarium seiner Studien. Mit den Algenbildern möchte Heusser neue Methoden und Perspektiven entwickeln, sowohl formal und technisch als auch in Bezug auf drängende aktuelle Fragen. Abstraktion und Materialgestaltung sind insofern relevant, als sie unseren Blick auf die Welt schärfen oder gar verändern. In den amorphen Pflanzenbildern mischt Heusser reale und fiktive Arten, Farben und Werktitel als Reservoir seiner künstlerischen Mythologie.
Alp Grüm, Casa Alpina Belvedere Bilder: Mathilde Rietsch
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Künstlerische Intervention Restaurant Modo
Ausgehend von seinen Kunstdrucken aus der Serie Habitat Segmentation (2021), die nach Erkundungszügen mit einem alten Fischerboot über den Zürichsee entstanden, hat der Schweizer Künstler Simon Heusser den hier präsentierten und vollständig von Hand getufteten Teppich Waves and Streams entworfen. Dieser wurde speziell für das Restaurant Modo aus reiner und natürlicher Schurwolle produziert. Wir sehen monochrome Farbfelder. Sie sind die Grundbausteine von Heussers Arbeiten. Die Zusammenstellung der abstrakten Formen führt zur Figuration und wir erkennen Ausschnitte einer grösseren Landschaft aus Wasser, Fels und Horizont. Heussers handwerklich geprägte künstlerische Praxis lebt von dieser organischen Formsparche, die auch immer Farb- und Materialstudie ist. So beeinflussen die ausgestellten Drucke und der handgefertigte Teppich als Ensemble aus harten Linien, weichen Materialien und kontrastreich harmonierenden Farben die Raumwirkung und werden zu zeitgenössischen Vertretern einer tief in der Moderne verankerten Tradition, die Kunst, Design und Architektur für neue Raumerfahrungen vereint. Erinnert sei hier an William Morris’ Arts and Crafts Interieurs oder auch an das Café Aubette, das Theo van Doesburg bereits 1927 gemeinsam mit Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp in Strasbourg realisierte. Vor diesem Hintergrund erweitert Heusser seine Habitats vom Zürichsee aus in unsere Wohnräume, aus der Natur in unsere Kulturhöhlen, und schlägt vor, diese mit nachhaltigen Materialien und dem lebendigen Zusammenspiel von Kunst und Design zu besiedeln.
(Text: Nadine Helm – Atelieratlas Zürich, September 2021) Bilder: Nadine Ottawa
Waves and Streams Wall Carpet
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Eine Öffnung zur Welt
Simon Heusser und sein konstruktivistischer Ansatz
Performer, Druckgrafiker, Maler, Tischler und Architekt zugleich, zieht sich das Prozesshafte und das Schöpferische als Konstante durch Simon Heussers Werk. Mittels verschiedener Techniken wie Kunstdruck, Relief und Intarsie schafft der Künstler Wertbereiche. Es werden Farbpigmente gemischt, unterschiedliche Materialien entfernt oder hinzugefügt, geschnitten und geritzt. Solche Fragen nach Tonalität und Tiefe erlauben ihm, Farbe, Struktur und Oberfläche als Material zu denken. Für seine Monotypien und Reliefs verwendet er Linoleum, dessen Anonymität unsere Wahrnehmung in Frage stellt. In der Folge führt er daher wiederum eine Distanz ein zwischen dem Bildträger, der Arbeit und den Betrachtern und versucht auf diese Weise, den kreativen Prozess – die Geste und das Experiment – erfahrbar zu machen. Als solche nährt sich die Symbolik der Arbeiten durch prägende Erfahrungen etwa in Skandinavien oder als Kind in der Werkstatt seines Grossvaters in den Schweizer Alpen, während mehrerer Künstlerresidenzen (u.a. Joan Miro Printmaking Workshop) oder Ausstellungen wie beispielsweise im Centro Cultural Antratx auf Mallorca.
(Textauszug: Sarah Zürcher – Simon Heusser und sein konstruktivistischer Ansatz , Oktober 2020)